Geschichte

Selbstverständnis, Ziele und Aufgaben des Betriebssports haben im Laufe seiner Geschichte verändert: Neben den Bedürfnissen und Erfordernissen der Sportler/-innen haben sich auch die Anforderungen der Arbeitswelt stetig gewandelt.

Betriebssport in Form von Ausgleichsgymnastik gehörte zu den ersten freiwilligen Sozialeinrichtungen der Betriebe. Schon nach dem ersten Weltkrieg organisierten Unternehmer ausgleichende körperliche Übungen, die in die Arbeitszeit eingeschoben wurden und am Arbeitsplatz oder in besonderen Räumen stattfanden. Daneben gab es auch bereits den in der Freizeit stattfindenden Betriebssport, der vorwiegend von Arbeitnehmern organisiert wurde.

In den 20er Jahren gingen einzelne Firmengruppen dazu über, sich in einem Verband zu organisieren. 1929 schlossen sich die regionalen Firmenverbände in dem Reichsverband Deutscher Firmensportverbände zusammen, der bald durch den Bund Deutscher Firmenverbände abgelöst wurde.

Auch die BSG der Provinzial hat in dieser Zeit ihre Wurzeln: Die ersten BSG-Unterlagen und Fotos stammen aus dem Jahre 1930. Den Auftakt zum Sport im Betrieb machte am 16.8.1930 ein Handballspiel auf dem Preußen-Platz. Gegner war die damalige Vereinsmannschaft vom SC Münster 08. Dieses Datum haben die Provinzialer als Gründungsjahr ihrer Betriebssportgemeinschaft festgelegt.

Aber natürlich spielte auch Fußball in den Anfangsjahren eine wichtige Rolle. Bereits 1935 fanden bei der Provinzial Abteilungsturniere statt. In einem ersten Vergleichsspiel in Münster 1937 konnten die Provinzialer ihr fußballerisches Können gegenüber anderen Betrieben unter Beweis stellen. Aber nicht nur die beiden Ballsportarten haben eine lange Tradition bei der Provinzial. Aus alten Unterlagen ist ersichtlich, dass mindestens seit 1937 Gymnastikkurse angeboten werden.

Nach diesem durchaus Erfolg versprechenden Beginn, folgte eine dunkle Phase in der Geschichte des Betriebssportes: Der in den 30er Jahren gegründete Bund Deutscher Firmenverbände fristete nur ein kurzes Dasein. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 veränderten sich sehr schnell die betrieblichen Strukturen in Deutschland. Ende November 1933 wurde die Deutsche Arbeitsfrontorganisation (DAF) geschaffen, die mit der Bewegung „Kraft durch Freude“ (KdF) eine parteieigene Freizeitorganisation und Unterhaltungsindustrie für die Arbeitnehmerschaft aufbaute. Seit dem Frühjahr 1934 engagierte sich die DAF dann verstärkt auf dem Gebiet des Betriebssportes, um ihren Einfluss auf die außerbetriebliche Lebensgestaltung der Arbeitnehmer auszuweiten. Eine der ersten Aktivitäten von DAF und KdF war die Verhinderung der Ausbreitung und Neugründung von Werkssportvereinen. KdF-Veranstaltungen ersetzten mehr und mehr die bis dahin noch möglichen Betriebssportaktivitäten.

Das Ende der bestehenden Werksportvereine kam mit der Verordnung „über die zukünftigen Aufgaben des Sportamtes der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude“ vom 16.Dezember 1936. Damit wurde der selbstständige Betriebssport ausgeschaltet und in den KdF eingegliedert und zum „Sport aller Werktätigen“ erklärt. Er wurde damit zu einem Instrument der ideologischen Mobilisierung und der Kontrolle des betrieblichen Alltags sowie der außerbetrieblichen Freizeitgestaltung der Betriebsangehörigen. Ende 1942 soll diese NS-Betriebssportbewegung angeblich 23.000 Betriebssportgemeinschaften mit vier Millionen Mitgliedern erfasst haben. Diese Zahlen werden von Sporthistorikern jedoch stark in Frage gestellt.

„Das Kriegsende brachte die völlige Auflösung des deutschen Firmensportes. Erst allmählich bildeten sich unabhängig voneinander in Hamburg, Stuttgart und Berlin ab 1949 wieder die ersten Betriebssportgemeinschaften. Die neue Betriebssport-Bewegung in der Bundesrepublik nahm im folgenden Jahrzehnt jedoch raschen Aufschwung“, so Reinhold Müller, Ehrenpräsident des Deutschen Betriebssportverbandes.

Der Betriebssport-Verband Münster wurde 1950 gegründet: 98 Mitglieder in sieben Gemeinschaften, unter anderem auch die BSG der Provinzial Versicherungen, machten den Auftakt. Bereits im Jahre 1951 wurde die erste Fußball-Stadtmeisterschaft veranstaltet.

In den 50er Jahren begann der Betriebssport sich überregional zu organisieren: die ersten neugegründeten regionalen Betriebssportverbände bildeten 1954 die „Interessengemeinschaft der Betriebssportgemeinschaften und -verbände der Bundesrepublik und West-Berlin“. Seit 1960 organisierten sie sich im „Bund Deutscher Betriebssportverbände“, dem Vorgänger der heutigen Dachorganisation „Deutscher Betriebssportverband“ (DBSV). Die Aufgabe des Verbandes ist es, die Gesamtinteressen des organisierten Betriebssports in Deutschland zu vertreten.

Die BSG der Provinzial entwickelte sich zu einer der größten Betriebssportgemeinschaften in Münster und Umgebung. Die kontinuierlich wachsende Mitgliederzahl und der Erfolg neuer Sportarten führten dazu, dass seit Anfang der 60er Jahre neue Sparten bei der BSG Provinzial fast wie Pilze auf dem Boden schossen: Im Zuge des Neuaufbaus der Sparte Kegeln im Münsterischen Betriebssport entschloss sich 1970 auch die Provinzial, diese Sportart zu betrieben. Tennis und Volleyball folgten. 1978 riefen die Provinzialer die Fitnessgruppe und die Sparte Bowling ins Leben. 1980 wurde von dem Vorsitzenden Heinz Langhammer die Sparte Wandern gegründet und im gleichen Jahr kamen Schieß- und Skisport mit hinzu.

Seit 1983 an im BSV Münster regelmäßig Schachturniere organisiert werden, ist auch die Provinzial dabei. 1989 nahm die BSG das erste Mal einen Schnupperkurs in Golfsport ins Programm. Die Tanzsportabteilung wurde 1991 gegründet. 1994 trafen sich 14 Motorradfahrer, um gemeinsam eine neue Sparte aus der Taufe zu heben, kurz darauf folgte Basketball. Bereits seit 20 Jahren werden Yoga-Kurse angeboten, 1996 kam Wirbelsäulengymnastik hinzu, es folgten Aquarobic und Orientalischer Tanz und seit 2001 wird bei der Provinzial wöchentlich gewalkt.

Auch bei der BSG Provinzial zeigte sich in den vergangenen Jahren ein deutlicher Wandel: Am Anfang standen Fußball, Handball und Gymnastik, mittlerweile ist das Angebot für die Betriebssportler auf über 30 Sportarten gewachsen. Zwar sind zum Beispiel Handball und Eislaufen gänzlich von der Bildfläche verschwunden, dafür haben Fitnesssport, Orientalischer Tanz und Golf an Attraktivität gewonnen. Die Gemeinschaft und ihre Leitung wollen sich zukünftig verstärkt um den so genannten Gesundheitssport kümmern wie Walking, Yoga und Aquarobic. „Im Mittelpunkt der Bemühungen des Betriebssports steht der Mensch; Gesundheit ist sein höchstes Gut.“